Erschienen am 05.September 2024
Im Kreislauf der Natur
Die Schumachers vom Biohof in Borgfeld freuen sich über die wachsende Nachfrage an Fleisch aus Bio-Haltung
Auf dem Biohof im Bremer Ortsteil Borgfeld lebt und wirtschaftet die Familie Schumacher im Kreislauf der Natur. Bis zum Jahr 2000 war der Hof ein konventioneller Betrieb mit Milchviehwirtschaft. Heute ist die Nachfrage nach Fleisch aus Bio-Haltung so groß, dass die Familie gut von der Rinderhaltung leben kann.
Geöffnet ist der Hofladen in der Katrepeler Landstraße freitags und sonnabends. Dann können die Kunden Fleisch und Wurst direkt vom Hof sowie Eier und Kartoffeln von anderen Bio-Betrieben aus der Region erwerben. Auch Fleisch und Produkte von Geflügel, Schwein, Lamm, Ziege und Wild befinden sich im Sortiment. Unterstützung erhält die Familie im Hofladen von zwei Minijobbern.
„Die Nachfrage nach Bio-Fleisch ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Anja Schumacher. Sie freut sich, dass der Kundenstamm so vielfältig ist: vom jungen Auszubildenden, der Fleisch für Suppen oder Eintöpfe kauft, bis zur älteren Dame, die sich ein Filetsteak gönnt.
„Das Internet hat diesen Trend verstärkt“, erläutert Hofbesitzer Friedhelm Schumacher. Er beobachtet, dass auch junge Leute wieder die Freude am Kochen und Experimentieren mit Lebensmitteln entdecken. Sie würden gern neue, beziehungsweise traditionelle und kurzfristig in Vergessenheit geratene Rezepte ausprobieren. „Und sie legen Wert auf eine hohe Qualität“, ergänzt Anja Schumacher. Das Ehepaar möchte stets alle
Teile des Rindes verwerten. Aus diesem Grund gibt es im Hofladen unter anderem auch Ochsenschwänze und -zungen zu kaufen.
Hof in Familienhand
Bereits vor dem Umstieg auf Bio 2001 hat Friedhelm Schumacher zahlreiche Naturschutzflächen
bewirtschaftet. Dort dürfen ohnehin kein künstlicher Dünger und auch keine Spritzmittel aufgebracht werden. Daher fiel die Umstellung auf biologische Landwirtschaft nicht schwer. Durch die Tiere lasse sich ein Gleichgewicht herstellen, beschreibt Friedhelm Schumacher. Die Kuhfladen schaffen eine Nahrungsgrundlage für Insekten, die wiederum Vögeln zugutekommt. Darüber hinaus wird der Boden gedüngt.
Ergänzend sind die Pferde von Sportpferde Renzel auf den Flächen zu Gast. Der Betrieb wird von Schumachers Tochter Svenja Renzel und ihrem Mann Fynn Renzel geleitet. „Die Rinder fressen das, was die Pferde nicht mögen“, erläutert Friedhelm Schumacher, dessen Sohn Enno Schumacher ebenfalls in den Hof involviert ist. Stetig erhält er mehr Verantwortung für den Betrieb, sodass er diesen demnächst übernehmen wird.
„Wir hatten nicht damit gerechnet, dass unsere Kinder den Hof weiterführen wollen. Es ist sehr viel und harte Arbeit. Aber wir freuen uns natürlich sehr“, sagt Anja Schumacher.
Da die Rinder eigens für die Fleischproduktion gezüchtet wurden, geben sie nur wenig Milch und werden nicht gemolken. Stattdessen stehen die Vierbeiner im Sommer mit ihren Kälbern gemeinsam auf der Weide und grasen. Lediglich zum Locken geben die Schumachers gelegentlich etwas Getreidefutter. Im Winter leben die Tiere im Stall.
Tierwohl im Fokus
Die Bioland-Richtlinien sehen vor, dass ihnen dort eingestreute Liegeflächen und mehr Platz als in der konventionellen Haltung zustehen. Auch dürfen ihnen nur bestimmte Medikamente gegeben werden. Bei der Verabreichung gelten längere Wartezeiten bis zur Schlachtung. Anja und Friedhelm Schumacher möchten, dass es ihren Tieren möglichst gut geht. Um den letzten Weg der Rinder kurz zu halten, arbeiten sie mit einem Schlachter im rund 40 Kilometer entfernten Kirchweyhe zusammen. „Wir freuen uns, dass unseren Kunden die Nachhaltigkeit und das Tierwohl ebenso am Herzen liegen wie uns, denn nur durch sie können wir auf diese Weise wirtschaften“, sagt Anja Schumacher.
Der Bioladen in Borgfeld, Katrepeler Landstraße 56a, ist freitags von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr und sonnabends von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es unter www.schumachers-biohof.de.
Erschienen am 19. Juli 2024
Borgfeld. Ein paar Kühe liegen im dichten Gras am Hollerdeich.
Einen Steinwurf entfernt wohnen die Landwirte Anja und Friedhelm Schumacher. Zwischen Hortensien und Efeuranken haben die beiden hier am Wümme-Ufer einen kleinen Hofladen eingerichtet. angeschlossen haben.
Borgfeld. Ein paar Kühe liegen im dichten Gras am Hollerdeich. Einen Steinwurf entfernt wohnen die Landwirte Anja und Friedhelm Schumacher. Zwischen Hortensien und Efeuranken haben die beiden hier am Wümme-Ufer einen kleinen Hofladen eingerichtet. Die Frage, wo die Lebensmittel herkämen, beschäftige mehr Menschen denn je, sagen sie. Im Supermarkt sei mit Mühe zu erkennen, wie frisch und wie nachhaltig ein Produkt sei. In „Schumachers Biohof-Laden“ sollen sich diese Fragen von selbst erledigen. Die Landwirte haben sich auf Bio-Rindfleisch spezialisiert. Die Tiere ziehen sie selbst auf. Alles, was hier über den Tresen geht, muss Bio-Qualität haben – so besagen es die strengen Regeln, die sich der Verband Bioland auferlegt hat, dem sich Anja und Friedhelm Schumacher im Jahr 2000 angeschlossen haben.
Rouladen, Braten, Beefsteak, Entrecôte, Teres Major Steak, Tafelspitz und Grillwürstchen liegen fein sortiert in der Vitrine. Es gibt hiesige Kartoffeln, Eier, Geflügel, Ziege, Lamm und Wild, Wurstwaren und frisches Gemüse – alle Produkte kommen vom Erzeuger und sind nicht weiter als 50 Kilometer gereist.
Uwe Fass kommt an diesem warmen Sommertag ganz aus Bremen-Osterholz mit dem Fahrrad zum Hofladen geradelt – eine knappe Stunde Anfahrt nimmt der Osterholzer dafür in Kauf. „Schumachers Biohof“ sei der einzige Hofladen, in Bremen, der sein Bio-Rindfleisch direkt an die Kunden weitergibt, sagt Fass. „Wer hier einmal gekauft hat, will nichts anderes mehr essen“, meint der Stammkunde. So wie Uwe Fass geht es auch Claudia Reihert. „Ich bin wegen der Auswahl hier – Fleisch vom Rind, Lamm, Geflügel und Wild – hier gibt es alles mit einem Einkauf“, sagt die Bremerin.
Neustart gelingt
Hähnchen und Geflügel kommen vom befreundeten Hof Schröder in Schwarzenbek, Lamm von Stelljes-Subarew aus dem benachbarten Timmersloh, Schweinefleisch aus Diepholz und Wild von Bernd Kremer aus Fischerhude, erklärt Anja Schumacher. Alle Betriebe, mit denen sie zusammenarbeiten, müssten sich nach Bio-Qualitätsstandards richten – die im Vergleich zu EU-Bio aus dem Supermarkt viel strenger seien. „Wir dürfen zum Beispiel keine Antibiotika-Prophylaxe verabreichen“, nennt Friedhelm Schumacher ein Beispiel.
Kundin Claudia Reihert weiß das zu schätzen. „Das Fleisch hat eine super Qualität“, sagt die Bremerin. Sie kaufe für den Grillabend mit ihrem Partner und dessen Kind ein. "Klar ist das Fleisch hier ein wenig teurer als im Supermarkt", räumt die Stammkundin ein: „Aber wenn man sich das grundsätzlich leisten kann, dann ist es etwas, was man machen sollte. Das hat auch etwas mit Verantwortung zu tun, dass ich dann nicht zu Aldi, Penny oder Lidl gehe – wenn ich mir doch gutes Fleisch leisten kann“, sagt Reihert.
Im Jahr 1998 haben Schumachers erstmals einen kleinen Laden direkt auf ihrem Hof eröffnet. Doch dann geschah etwas Unerwartetes: „2000 haben wir auf Bio umgestellt. 2007 kam Bio dann in die Supermärkte und wir konnten mit unseren Bioland-Waren die Preise nicht halten“, erinnert sich Anja Schumacher. Zwölf Jahre lang verkaufte die Familie ihr Bioland-Fleisch nur noch auf Bestellung.
Im Jahr 2019 versuchten die Landwirte den Neustart. Mit Erfolg. „Ich glaube, da hat uns die Corona-Pandemie in die Hände gespielt“, vermutet Anja Schumacher. „Die Leute wollten vor Ort einkaufen und kochen – sie waren bereit, für gute Lebensmittel mehr auszugeben. Viele mochten den Einkauf in kleinen Läden.“ Letzteres sei bis heute so geblieben.
Ein schönes Wochenende wünscht Verkäuferin Astrid Elsen ihrer Kundin zum Abschied. Ein kleiner Plausch und die Begleitung zur Ladentür nach dem Einkauf gehören für Elsen, die heute hinter dem Tresen steht, stets dazu. Einfache, gute Lebensmittel, ein Plausch an der Kasse, dafür würden Kundinnen und Kunden auch nach der Pandemie selbst längere Wege in Kauf nehmen.
Nur einen Kilometer weiter, am Hollerdeich, weiden Schumachers Kühe und Bullen mitten im Natur- und Landschaftsschutzgebiet. Es gibt fast keinen Tag, an dem Friedhelm Schumacher nicht mit ihnen spricht und nachschaut, wie es ihnen geht. „Auf unserem Hof werden Mutterkühe mit Kälbern und die weibliche Nachzucht ökologisch gehalten, wir geben unseren Tieren Zeit zum Wachsen“, berichtet der Landwirt.
"Jetzt, im Sommer, laufen die Tiere auf saftigen Wiesen und bestimmen ihr Futter selbst." Im Winter würden sie im Stall mit Gras-Silage und Heu vom Hof versorgt. Durch die schonende Aufzucht habe das Fleisch besonders gute Werte an lebenswichtigen Vitaminen und Fettsäuren. "Das ist uns wichtig", unterstreicht der Landwirt, während er auf seinen Trecker steigt, um nach den Kühen zu sehen.
ZUR SACHE
Informationen
Am Wochenende ist Schumachers Biohof-Laden in der Katrepeler Landstraße 56a in Bremen freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet, sonnabends von 10 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0421/20 07 911. Hofläden in Bremen und umzu haben den Verein „Regional leben“ gegründet, um gemeinsam darauf hinzuweisen, wie einfach und nachhaltig der Einkauf regionaler Lebensmittel sein kann. Auf der Plattform regional-leben.de stellen sich die Direktvermarkter vor. Der Verein will nach eigenen Angaben gleichzeitig ein Wegweiser zum Hofladen „um die Ecke“ sein.
INFO
Frisch aus dem Urlaub zurück und der Kühlschrank ist leer? Wer nach Ladenschluss noch frische Eier, Kartoffeln oder Eingemachtes im Glas vermisst, wird hier fündig: im Hofladen – gleich um die Ecke. Hier bieten Menschen aus der Region ihre Lebensmittel oft rund um die Uhr an – meistens kommen sie direkt vom eigenen Hof oder aus der Nachbarschaft. In der Reihe "Hofläden" stellen wir einige von ihnen vor.1